Sebastian: Das Licht blendet. Die Temperaturen sind zur Mittagszeit hinauf geklettert. Ich verlasse den Hauptweg und laufe in ein Labyrinth hinein, in die größten Markthallen von Bangkok. Ein riesiges Areal von Verkaufsbuden: Kleidung, Schuhe, Schmuck, Geschenkartikel, Kunsthandwerk, Antiquitäten, künstliche und echte Blumen, Hunde, Katzen oder Vögel, Textilien und Messer. Immer etwas zu essen und zu trinken. Tausendmal. Produktionen in allen Farben, in grellen Tönen, kristallin, zerbrechlich, vielleicht kostbar oder robust. Ein Wunsch wird Ware. Imagination wird Materie. Transformationen. Besitz. Phantasie. Besitz. Mir wird schwindlig. Unbegreifliche Mengen an Menschen in schmalen, schattigen Gängen und draußen vor den Hallen, all diese Menschen, suchen…nach etwas. Mosaik. Organisches und anorganisches Material, eine Staubwolke. Die Gene all der Menschen, mögen sie funkelnde Sterne sein, eine Explosion und alles Staub. Meine Gedanken, Hoffnungen, Vorstellungen, was sind sie in der Menge? Das Gehirn rechnet in einer fiktiven Gleichung. Plötzlich Null! Meine Sinne tasten sich vorwärts, blind geworden. Muss Erlösung finden. Ich schliesse meine Augen, jedoch nicht wirklich, physisch, ich muss mich ja bewegen, weiter, um das kühle Café zu finden. Unserer Treffpunkt. Da sehe ich ein Kind. Es kniet unter einem großen Schirm und beugt sich über ein Holzpult am Boden, an einem der schmalen Eingänge zur Markthalle. Junge oder Mädchen, es malt auf einem weissen Blatt Papier Blumen aus. Mir scheint es ganz verträumt. Einen Augenblick nur. Schon sehe ich es verschmelzen mit der glühenden Sonne. Meine Sinne spannen sich noch einmal, dann erkenne ich: Die Haut des Kindes ist verbrannt, Narben, weisse Flecken, auf dem Körper verteilt. Im kühlen Café angekommen, trinke ich genüsslich eine Tasse Tee. Ich fange an, an Buddha zu denken. Bedeutet sein geheimnisvolles Lächeln, das ich so oft in den Skulpturen moduliert sah, eine Auflösung der Welt? Ein Urzustand. Ein Weg, der zurück führt, in eine menschliche Handlung wandelt.