Sutida: Es fällt mir schwer etwas über den heutigen Tag zu schreiben, weil der Besuch der berühmten Tempelanlagen Wat Pho und Wat Suthat mir vertraut sind. Jedoch löst ein Gefühl bei mir Zufriedenheit aus. Ohne dieses Gefühl von Freude, wäre Bangkok wahrscheinlich ein Alptraum. Denn wenn ich nicht zu mir selbst finde bzw. ich mir selbst nicht treu bleibe, dann zerfließe ich zu Wahnsinn in dieser Hitze!
Meine Ausgeglichenheit entsteht durch mein erstes Gebet in der Stadt. Im Inneren des Tempels Wat Suthat sehe ich den goldenen Buddha. Mein Ritual beginnt. Ich nehme mir drei Dinge: Eine geschlossene Lotosblüte, eine kleine, gelbe Kerze und drei Räucherstäbchen. Ich betrete den Tempel in gebückter Haltung, denn niemals darf der eigene Kopf höher sein, als die Buddhastatue selbst. Ich knie mich nieder, während ich zwischen meinen Handflächen die Lotosblüte, die Kerze und die Räucherstäbchen halte. In dieser Position spreche ich mein Gebet. Wichtig ist mir, dass ich nicht um Erbarmen oder um Bedürfnisse bettle. In Gedanken beginne ich, Liebe und Gesundheit für mich und meine Mitmenschen zu wünschen. Dabei merke ich, dass meine Liste von Wünschen eigentlich kurz ist und mir wird klar, dass ich schon alles besitze und mich glücklich schätzen darf. Diese Erkenntnis, die so simpel erscheint, wird mir bewusst, durch diesen kleinen Moment des Gebets. Dieser reine psychologische Effekt, ruft in mir Zufriedenheit hervor. Der Buddhismus lehrt, wie der Mensch zum Meister seiner selbst wird. Ich selbst bin der Gestalter in meinem Leben.
Ich erhebe mich, zünde die Kerze und die Räucherstäbchen an und bringe diese zu dem Kerzenständer und der Sandschale und die Lotosblüte stelle ich in die Vase. Mit dem Geruch in der Nase und dem befreiten Geist begebe ich mich wieder aus dem Tempel. Ich ziehe meine Schuhe an und die still stehende Hitze der Stadt schlägt mir entgegen.
Nach den vielen Tuk Tuk Fahrten, Sehenswürdigkeiten und einem Fußmarsch sehne ich mich nach Erfrischung. Die Metropole schlaucht. Bei einem Straßenhändler kaufe ich mir ein kaltes Getränk. Und als ich zahlen will, bemerkte ich meine rot gefärbten Handflächen: Spuren des roten Räucherstäbchen! Der Tempelbesuch war schon in Vergessenheit geraten. Ich sollte aufmerksam und bei mir selbst sein.