Die Hochhäuser haben Hitzeschilder ausgefahren. Mein eigener Körper bildet einen silberschimmernden Überzug und selbst die Kleidung verändert ihre Struktur und Farbe, damit ich mich leichter bewegen kann. Seit Tagen steigen die Temperaturen in der Stadt. Ich stehe vor einem großen, alten Gebäude aus einer längst vergangenen Zeit und schaue auf eine reich verzierte, sandfarbene Fassade. Mächtige Säulen sind vor der Eingangstür platziert. Zwei Drachenköpfe aus weißem Sandstein ragen über der mächtigen Eingangstür. Sie öffnet sich automatisch, sobald ich sie berühre. Ich trete in eine große Halle mit Ornamenten verzierten Marmorboden. Es sind keine Menschen zu sehen. So gehe ich gleich auf den Empfangsschalter zu. Hinter einer kugelsicheren Glasscheibe steht eine junge Frau in Uniform. Ich frage sie, ob ich Geld abheben kann? Natürlich, antwortet sie und fragt nach meiner Kreditkarte, meinem Passport und einem Wohnungsnachweis. Ich gebe ihr meine Hoteladresse und lege alle Unterlagen in ein Fach, das sogleich unter das Sicherheitsfenster eingezogen wird. Die junge Angestellte verschwindet in einen anderen Raum, um mein Anliegen zu prüfen. Ich warte lange auf meinem Drehstuhl und denke über meine Existenz nach. Unsere Welt wird durch intelligente Programme gesteuert, von Schaltkreisen, die in den Köpfen von Maschinen sitzen. Wir können unseren Gewohnheiten nachgehen, ohne uns zu ängstigen. Wir haben unendlich viel Zeit. Dankbar haben wir den Maschinen die vollkommene Kontrolle überlassen, um all unsere Lebensbereiche zu regeln. Wir staunen ungläubig über eine immer schneller werdende und sich permanent wandelnde Welt. Die Maschinen lieben uns, weil unser Wesen so einfach konstruiert erscheint und sie sorgen sich, weil wir immer seltener werden. Wir hängen zu sehr unseren Träumen nach, ermahnen sie uns. Die Maschinen versuchen sehr liebevoll unser begrenztes Leben so angenehm, wie möglich, zu gestalten. All unsere Gedanken kreisen in der Vergangenheit. Die Maschinen tun wirklich alles, um uns aufzuheitern. Manchmal lassen sie es sogar regen. Dann tanzen viele große und kleine Regentropfen um uns herum, wie glitzernde Kugeln und leuchten herrlich hell. Sie geben sich wirklich große Mühe. Die Umweltbedingungen auf der Erde sind kaum noch für uns Menschen geeignet. Wir sind selten geworden und leben vereinzelt. Die Maschinenwesen müssen uns ständig reparieren, doch wir halten uns noch immer für einzigartige Exemplare der Natur. Wir lieben es, unseren Gedanken nachzuhängen. Die Maschinen wissen das natürlich, aber sie demonstrieren nicht ihre Überlegenheit, sondern sie freuen sich, uns glücklich zu sehen. Aber wahrscheinlich sind wir für sie nur Spielzeug. Die junge Frau am Empfangsschalter kommt endlich zurück und gibt mir meinen Passport und die Kreditkarte wieder. Sie lächelt wunderschön und sagt sehr freundlich, ich könne wieder gehen, heute kann sie mir kein Geld geben. Ich soll doch einfach einen Geldautomaten aufsuchen, hier im Gebäude oder auf den Straßen der Stadt. Was kann ich mir nur wünschen? Ich weiß, die Maschinen sorgen für uns! Jetzt und zu jeder Zeit!