Die Fahrt mit dem orangen Fahrrad unter den Platanen ist so betörend! Ein Singen, Surren, Flirren begleitet mich fortwährend. Versuchen die vibrierenden Klänge der Zikaden mich einzufangen? Wollen die kleinen, unsichtbaren Insekten sich in mein Gehirn horchen? Was für Nachrichten wollen sie mir senden? Ich fahre geradeaus und trete gleichmäßig in die Pedalen. Sie fauchen, diese Zikaden, als seien sie ein einzig großes Tier! Ich versuche mich abzulenken, meine Gedanken zielgerichtet zu steuern, ich überlege, wie ich mich am Besten konzentrieren kann. In meinem Studio steht eine leere Leinwand bereit, bemalt zu werden, daran denke ich jetzt, eine weiße Fläche möchte ich verwandeln. Meine Vorstellungswelt soll verschmelzen mit der Wahrnehmung meiner Welt, meine innere Welt erweitern, doch meine Welt erscheint mir so ungeordnet. Wie kann ich meine so wechselhaften Emotionen in eine lesbare Form gestalten? Die Lichter der Stadt leuchten im Zwielicht. Reklameschilder kleiner Geschäfte flackern im kalten Neonlicht. Zikaden zischen in der Dämmerung. Zikaden hocken in den Platanen und bleiben unsichtbar. Sind sie in meine Gehirnwindungen vorgedrungen? Merke dir die Umgebung, spreche ich zu mir selbst, dort, wo ich bin, sind die Häuser der aus dem Erdboden empor gewachsen. All die Fenster in denen Menschen wohnen, die sich hinter ihren Wohnungswänden verbergen. Ich staune! Menschen haben einen permanenten Drang, einen unbedingten Willen, in der Welt bestehen zu wollen. Sehnsucht! Ich will den Kontakt zur Menschheit nicht versäumen! Zikaden! Welche Sprache sprecht ihr? Seit ihr treue Begleiter? Flüstert ihr mir Anweisungen und Ratschläge? Oder wollt ihr einfach in meinem Gehirn spazieren gehen? Meine Gedanken verdrehen sich. In der Nacht verlieren Häuser Konturen, Straßen verschwinden, Schatten verschmelzen mit der Umgebung, aber die Temperaturen steigen weiter. Zikaden! Wollt ihr, dass ich mich selbst verliere? Niemals! Ich achte auf Ampellichter, den Straßenverlauf! Vor der leeren Leinwand werde ich mich konzentrieren, denke ich, während ich weiterfahre. Ohne komplizierte Gedankenkonstruktionen will ich auskommen und immer klar denken. Ich will wissen, was ich will, auch wenn ich im Augenblick nichts mehr weiß…Ich höre die die Zikaden! Ihre zuckende Elektrizität betäubt mich…Diese stickige Hitze! Zu viel Staub in der Luft. Zikaden! Ich höre euch rauschen.