A personal note

Ever since I was a six year old I visited Willi Heiner’s studio. Artist’s studios such as his are alluring not only to kids. Strange objects that have been collected and stacked up over time, bizarre newspaper articles and reproductions, weird smells of oil paints and turps mixed with a black cigarette’s strong smell bedazzle the onlooker.

What fascinated me the most however was Willi Heiner’s keen perception in drawing. With just one confident line he effortlessly conjured up a scene.

He and my father were best friends in this provincial town called Bielefeld. They used to meet with visiting artists such as the conductors and soloists from the Oetker Hall’s concerts or the authors reading at «Fischer oder Pfeffer’s Bookstore» and performers such as Grock in the bar «Vahle». There Willi Heiner worked his charms and intellect widely influenced by French culture and thus became a leading figure of Bielefeld’s cultural life.

The painter’s oldest daughter became a stage designer and the oldest son an architect who met a young painter during his studies in Berlin. She too was the daughter of a painter and a prominent dancer. I like looking back at these times. It was the beginning of the sixties in Berlin. We would talk about new exhibitions and architecture during my visits and throughout my first terms at the Freie Universität Berlin. The conversations were always very involving, intellectual and emotional.

The reader may have guessed this text’s outcome by now and can relate to the very personal statement at the start. The oldest son of this marriage is Sebastian. His younger brother Hannes is very gifted too and has earned a reputation as a good artist and performer

With strong determination Sebastian Heiner has evolved as a painter. He was influenced by stage design and illustrations and supported by Klaus Fußmann from the HDK Berlin.

His subjects are always people. Stretched figures moving through the painting, gesturing and converging. The main components in Sebastian Heiner’s paintings are color and gesture. The color palette is made up of dark earthy tones. The impetus of the lines structure the field of vision. A painter through and through, Sebastian Heiner is a talent who expresses himself substantially while remaining focused.

Traditions can be a burden but they may also show the way. Being the grandchild and son of artists may have made the way too easy for some. To know how to take advantage of the situation is what he has in common with his young friend and gallery owner, also son of a famous artist.

Sebastian Heiner aims to work continuously, advancing his development and intensifying his topics remaining a painter throughout.

Wulf Herzogenrath
1993

Als Sechsjähriger konnte ich das Atelier von Willi Heiner besuchen, seitdem immer wieder. Künstlerateliers wie Seins sind verführerisch, nicht nur für Kinder: Fremde Objekte, gesammelt, gehäuft, skurrile Zeitungsnotizen und Reproduktionen, fremde Gerüche wie Ölfarbe und Terpentin, vermischt mit dem kräftigen Gestank der schwarzen Zigaretten. Am meisten faszinierte mich aber die zeichnerische Schnelligkeit, mit der Willi Heiner Szenen hinzauberte, ein sicherer Strich, von präziser Leichtigkeit.

Er und mein Vater waren die besten Freunde in dieser provinziellen Stadt Bielefeld. Die beiden trafen sich mit hereinreisenden Künstlern, sei es den Dirigenten und Solisten der Oetkerhallen-Konzerte oder den in der Buchhandlung Fischer oder Pfeffer lesenden Autoren oder Artisten wie Grock in der Kneipe „Vahle“. Dort entfaltete sich der Charme und die breite französisch geprägte Intelligenz von Willi Heiner, der eine prägende Säule des Bielefelder Kulturlebens war.

Die älteste Tochter eines Malers wurde Bühnenbildnerin, der älteste Sohn Architekt, der während seines Studiums in Berlin eine junge Malerin, ebenfalls Tochter eines Malers, kennenlernte, die auch eine vitale Tänzerin war. Ich erinnere mich gern an diese Zeit Anfang und Mitte der 60er Jahre in Berlin, wo ich mit beiden während meiner Besuche und dann während meiner ersten Semester an der FU über neue Ausstellungen und Architektur redete, immer engagiert, intellektuell und emotional.

Jeder Leser ahnt die Fortsetzung dieses Textes und versteht jetzt vielleicht auch den sehr persönlichen Anfang, denn der älteste Sohn dieser Künstler-Ehe wiederum ist Sebastian, sein jüngerer Bruder Hannes, nicht minder geprägt und begabt, hat sich ebenfalls schon als Künstler und Performer einen guten Namen gemacht.

Sebastian Heiner hat zielstrebig seinen Weg verfolgt, sich von Ideen der Bühnenbild-Breite und der illustrierenden Zeichnung konsequent zum Maler entwickelt, gefördert von Klaus Fußmann an der HDK Berlin.

Sein Thema sind immer Menschen, langgestreckte Figuren, die den Bildraum durcheilen, sich versammeln, gestikulierend zusammenkommen. Farbe und Malerische Gestik sind die bestimmenden Komponenten, erdig dunkle Farbtöne bestimmen meist die Palette, kraftvolle Linienschwünge strukturieren das Blickfeld. Ein Vollblut-Maler, ein Talent, das sich immer inhaltlich artikuliert und konzentriert. Traditionslinien können belasten, sie können aber auch Wege vorzeichnen. Enkel und Sohn von Künstlern zu sein, hat manchen Jungen eher auf zu leichte Wege gebracht. Die Chance zu nutzen, verbindet ihn mit seinem jungen Galeristen-Freund, der nun selbst wiederum auch ein Sohn eines berühmten Künstlers ist.

Konsequent und geradlinig zu arbeiten, seine eigene Entwicklung voranzutreiben, seine Themen zu verdichten – und doch eigentlich immer ein Maler zu bleiben, das ist Sebastian Heiner.

Wulf Herzogenrath
1993