Als wir den Eingang der Metro Station betraten, passierten wir schnell den Security Checkpoint, um uns dann in die tiefen Gänge zu stürzen, vorbei an sprechenden Plakaten, leuchtenden Richtungshinweisen, variablen Wänden, um mit der Rolltreppe hinunter zu fahren. Wir nahmen die Bahnlinie X, mussten aber gleich nächste Station umsteigen. Den Menschenstrom folgend, vorbei an neuen, lebendigen Plakaten, einige verkündigten neuste Nachrichten aus aller Welt, andere besangen Telekommunikationsmodelle. „Wo wollt ihr hin?”. Ein junger Mann sprach mich an, als ich gerade einen Stehplatz in der überfüllten Bahn gefunden hatte. Er formulierte seine Worte langsam und schüchtern. “Wir wollen zu dem Platz des Guten Bruder!”, antwortete ich kurz. Der Mann trug eine Plastiktüte, ein gelbes T-Shirt und ausgewaschene Hosen und hatte staubigen Schuhe. Er war dünn und wirkte ziemlich zerbrechlich. “Städte in China sind anders entwickelt als ländliche Gebiete!“. Michael hatte sich nicht umgedreht, da er mit seinem Teleübersetzer beschäftigt war. „Ich studiere Englisch, damit ich meinem Land dienen kann. Ich möchte Ingenieur werden.“. „Das ist eine gute Idee!“, antwortete ich abwesend. Der Mann sprach weiter: „Die Landbevölkerung ist sehr arm. Ich möchte den Menschen helfen, die ihre Arbeit in den Bergwerken verloren haben.“. „Es ist gut Englisch zu können und zu studieren, sicher, um den armen Menschen zu helfen. Du bist sicher ein guter Mensch! Viel Glück!”. Offensichtlich war der Mann gar nicht so jung, wie ich es auf dem ersten Blick dachte. Ich bemerkte seine grauen Haare! Es öffneten sich, laut quietschend, die Bahntüren, Stimmen von überall her, der Name der Station wurde laut verkündet, scheppernde Mikrophone, Werbespots und nervige, kleine Roboter, die zwischen den Füßen umhersurrten, um die Identität der Passagiere zu scannen. “Ich muss hier umsteigen!”, rief ich. Wir erreichten eine weitere Plattform. “Darf ich fragen, welchen Beruf du hast?”. Ich schaute unsicher zu Michael hinüber. Ich fühlte mich bedrängt, stufte den Mann aber nicht als sonderlich bedrohlich ein. Erst jetzt fiel mir seine Körpergröße auf. Er war mindestens zwei Köpfe kleiner als ich! “Wir müssen aussteigen!”, bemerkte Michael. Die automatischen Türen kreischten! Der Mann folgte mir wie ein Schatten. Ich sah ihn in die Augen und erkannte plötzlich, er war blind! „Du bist von deinem Weg abgekommen!”, sprach er mich an. Ich schaute mich ängstlich um! Der Blinde trug einen elektronischen Stock. Unsere Bahn hielt. Michael deutete auf die nächste Rolltreppe. “Ich möchte dir nicht folgen! Nur muss ich immer den gleichen Weg nehmen!”. Lang und dünn ragte sein Körper in die Höhe! „Ja, kein Pro-pro-blem!”, sagte ich. “Wir haben es geschafft!”, lächelte jetzt Michael! Eine Hitzewand empfing uns draußen, vor der Metro-Station, ein heißer Wind wehte uns direkt ins Gesicht. Der seltsame Mann war plötzlich verschwunden! Ist er in eine andere Richtung abgebogen? “Wo ist der Mann geblieben?“, fragte ich erstaunt. “Meinst du diese Frau, die uns den ganzen Weg gefolgt ist?” “Eine Frau?”. „Hast du bemerkt, dass sie blind war?”. “Ich dachte, es war ein Mann?! Meinst du dieser Typ war verrückt?”. Wir suchten jetzt den möglichst schnellsten Weg zu dem Platz des Guten Bruder, weil die Hitze uns den Verstand raubte. “Vielleicht existieren Geister in der Metro!? Können wir den Fußgängertunnel nehmen?”. Michael zeigte auf ein bewegliches, blitzendes Schild, das hin und her raste, um möglichst viele Signale auszusenden: Der Platz des Guten Bruder flimmerte in der Ferne im gleißenden Licht der Sonne!