Tee liegt in einer reich verzierten Schachtel. Ich schiebe den Deckel auf und öffne eine zweite, kleine Schachtel und schaue auf ein zusammengepresstes Bündel Tee. So verletzbar wirkt der kleine Teeballen! Ganz vorsichtig hebe ich das Bündel auf und lege es in eine Tasse. In der Hitze von Beijing ist es ratsam, viel Tee zu trinken. Die brennende Sonne droht jeden Gedanken zu fressen, wie ein wildes Tier aus Feuer! So menschenfeindlich versteckt sich die Sonne an einem Wolkenverhangen Tag. Meine Gedankengebäude brechen in sich zusammen, wie ein Haus ohne Konstruktion. Ich gieße kochendes Wasser in meine Tasse. Der Wasserstrahl trifft den gepressten Tee hart. Ganz langsam entfaltete sich ein kleines Wunderwerk. Ein farbiges Blumenwesen wird lebendig, eine Pflanze, die im heißen Wasser aufblüht und über den Tassenrand hinaus wachsen will. Der angenehm milde Geschmack löst meine dunklen Gedanken auf und ich atme wieder gleichmäßig tief. In einem Traum sehe ich ein Dorf, viele niedrige Häuser und enge Gassen, grüne Gärten von Mauern umschlossen. Doch keine Menschen leben hier. Das Dorf ist verlassen. Plötzlich zieht ein Sturm auf. Sand fegt heran und legt sich über Häuser und Gärten und verwandelt das Dorf in eine Wüste aus grauem Staub. Ein kurzer Traum nur, kurz aufgeblüht und sogleich in sich zusammengefallen. Ich trinke Tee. Einen Blumentee. Mit jedem Schluck, der in meinen Schlund verschwindet und mir wohltuend in den Magen fließt, fühle ich mich gestärkt. Auch wenn mein Traumbild im Sand der Wüste verloren geht, so weiß ich, zu warten, bis sich die Hitze ein wenig abkühlt und ich werde weiter warten, bis die Dämmerung anbricht und es Nacht wird. Die Hitze lauert. Erbarmungslos. Sie ist ein uns jagender Höllenhund!