Sebastian: Gemeinsam mit Sutida, betrete ich ein Hotel, welches nicht weit von meinem Atelier entfernt liegt, um dort zu frühstücken. Nach einer Stunde ist Sutida wieder in ein Taxi gestiegen. Ich bleibe, um nachzudenken. Angeregt lausche ich in der Hotelhalle klassische Musik aus verborgenen Lautsprechern. Ich schaue mir das große Aquarium an, in dem silberglänzende Fische, hinter blank geputzten Scheiben, über grüne Wasserpflanzen, schweben. Ich bin in ein dunkles Ledersofa gesunken. Sind wir Gefangene in unserem eigenen Gehirn?

Mein Gehirn arbeitet, wie ein kleines, wildes Tier. In einem Käfig gefangen, zucken Gedanken, Impulse springen von einem Nervenstrang zum nächsten. Kleine Blitze entladen sich und leuchten immer wiederkehrend, für einen kurzen Augenblick. In einer Stadt, groß und gewaltig, all die vielen Möglichkeiten versinnbildlicht sind, wovon Menschen träumen, ich nenne diese Stadt einfach nur noch Ungeheuer! Ich träume und scheine zu schweben. So ganz leicht fühle ich mich jetzt. Die Welt in meinem Kopf, schon immer war sie einfach nur da…einfach nur existent sein! Ich atme tief ein und aus. Warum diese Anstrengungen in all meinen Gehirnwindungen?

Ein Hotel wirbt mit großen Buchstaben: Grand Miracle! Eine nie enden wollende, sehnsuchtsvolle Musik gräbt sich in meinen Schädel. Die Klimaanlage rauscht leise. Die Hitze dringt langsam durch die Glasscheibe der Eingangshalle. Meine Körpertemperatur steigt. Das Gehirn arbeitet und arbeitet, selbst wenn ich schlafe. Immer ist es dem eigenen System vollkommen treu verpflichtet. Plötzlich denke ich: Wo ich bin, ist es schön! Der Kellner kommt. In seiner abgenutzten, dunklen Uniform serviert er Kaffee und eine Flasche Wasser. Höflich stellt er mir eine Frage, ob denn alles recht sei? Ich bejahe und bin dankbar für seine Fürsorge und spüre einfach etwas Glück. Haben die Besitzer des Mirakel Hotels gewusst, das wir Menschen immer nur nach Erlösung suchen? Selbstverständlich! Um so rätselhafter die Verschleierung einer Wahrheit sein mag, umso mehr versuchen wir vielleicht, Auflösung zu finden. Das Leben, ein unendliches Rätsel.

“Gehe nicht verloren!”, höre ich eine zarte Stimme, aus einer tief versunkenden Erinnerung, wie zum Abschied, rufen. Die Lichter der Straßen werden langsam dunkler und in einem Taxi, das mich lautlos durch die Nacht fährt, fühlte ich Ruhe und Frieden in mir aufsteigen. Bin ich eingeschlafen?

Wie strebsam wir sind? Es ist wunderbar, zu beobachten, wie effektiv unser Gehirn seine Ziele verfolgt. Es suggeriert uns sogar Freude, damit wir existieren. Mirakel Hotel. Grand Miracle! Hier möchte ich, für eine Weile, ausruhen.