Zieht in Shanghai Nebel auf, erscheint es mir, als verschlucke der milchige Film alle Häuser, als sei eine ganze Stadt in einer allmählichen Auflösung begriffen. Betrachte ich den Nebel, wird mir klar, wie sehr ich meine eigene Wahrnehmung schärfen muss. Ein Bild aus meiner Phantasie hervorzubringen, es zu entfalten, zu erforschen, ist ein überaus fragiles Unternehmen. Ich überlasse mich bei der Gestaltung eines Bildes dem anfänglichen Zufall, fange einfach an zu malen, ohne eine vorgefasste Idee zu besitzen, möchte aber im Laufe der Arbeit, ein klares, stabiles System von Formen und Farben erreichen. Der weiße Nebel in Shanghai erscheint mir als eine Vorahnung von Untergang zu sein, von Schwäche, nicht mehr erkennen zu können, wer ich bin oder einmal war oder sein werde. Mein fester Wille, wenn auch in Zweifel getaucht, soll mir helfen, ein stabiles Bild aufzubauen. Ein Bild zu malen, ist eine Zustandsbeschreibung, ein Versuch einer Manifestation, eine Erfindung, mich aus Dunkelheit zu befreien, aus einer Nacht, aus der ich gerade erwacht erscheine. Am frühen Morgen aufgewacht, werde ich mir langsam meiner Gegenwart klar. Ich möchte meine vielfältigen Möglichkeiten ausloten, um mir meiner eigenen Existenz sicher zu sein, ein immer neues Aufwachen, Anfangen, alles, um mich selbst begreifen zu wollen. Doch ich bleibe ein Unbekannter, als tauche ich immer wieder in einen Nebel, den ich staunend durch das Fenster meines Hotelzimmers betrachte, wie er langsam Häuser umschließt und schließlich ganz Shanghai erfasst.