Photo: Adele Sellhorn

Der Soldat

Der Himmel ist strahlend blau. Das Meer liegt nicht weit entfernt.
In einem Café sitzen einige junge Leute verstreut.
Hier treffen sich Künstler, die in alten Fabriken
Ihre Studios eingerichtet haben.

An einem der Tische sitzt ein Soldat.
Auf seinen Knien ruht die Maschinenpistole.
Das Metall der Waffe ist zerkratzt, zeigt Spuren der Benutzung.
So roh und staubig.

Der Soldat sitzt alleine. Kein anderer Soldat ist zu sehen.
Vielleicht nutzt er eine Mittagspause, um sich auszuruhen.
Es ist nicht ungewöhnlich Soldaten zu begegnen.
Die sich in der Stadt ungezwungen bewegen.
Trotz ihrer Bereitschaft, die Waffe jeder Zeit, einsetzen zu können.
Ich sehe sie manchmal herumsitzen, Dinge erledigen, einkaufen, Bus fahren.

Der Soldat trinkt einen Kaffee. Er wirkt in sich gekehrt, ruhig.
Genießt er gerade einen stillen, kostbaren Moment?
Vielleicht besinnt er sich, denkt er nach?

Seine Augen strahlen Entspannung aus.
Fast sanftmütig blickt er verloren in die Ferne.
In einer olivgrünen Uniform gekleidet,
Scheinen seine Gedanken an einem ganz anderen Ort zu wohnen.

Ist sein Geist in eine friedliche Welt gereist?
Hat ihn ein Traum entführt? Ist seine Stimmung melancholisch?
Haben Verletzungen seinen Charakter geprägt?
Bedeutet Gedankenlosigkeit, dass der Soldat vor schmerzhaften
Erinnerungen fliehen muss?
Will er eine dunkle Schuld vergessen?

Kreisen seine Gedanken um immer die gleichen,
Eingehämmerten Erlebnisse, die in seiner Gedankenwelt nagen,
Und ihn wie wilde Hunde jagen? Erlebnisse, die sich nie mehr auslöschen lassen,
Erlebnisse, die nie wieder in den Tiefen des Vergessens verschwinden werden?

Fragen verfolgt mich, eine Erklärung zu suchen,
Wie kann ein Soldat Ruhe finden?
Die grausame Maschinenpistole unter dem Tisch verborgen.

Wird er standhalten?
Wenn eine politische Krise ausbricht?
Wenn ein Krieg seinen Verstand zerreißt?
In seinem Kopf ist Krieg oder Frieden, sollte er bereit sein,
Sein Land verteidigen, Menschen töten,
Rache üben? Auge um Auge, Zahn um Zahn?

Ich fühle ein Schwindel, territorialer Kampf auch in meinem Kopf?
Kämpfen wir Gedankenkriege die uns den Kopf verwirren?
Verlieren wir die Kontrolle über uns selbst?
Selbstbeherrschung müssen wir üben, all die Grausamkeiten aushalten?

Der junge Soldat schlürft genussvoll seinem Kaffee.
Die Maschinenpistole liegt ruhig, vergessen, auf seinen Knien.
Nichts kümmerte ihn. Jetzt steht er auf, zahlt und verlässt das Café.