Die meisten Bilder von Sebastian Heiner sind groß und von Kobolden bevölkert. Stiefel und Hände sind unübersehbar, flache Körper, dreieckige Kleider und irgendwo macht man einen kleinen Kopf aus. Die Figuren, die sich hier zusammengefunden haben, bilden eine Szene, eine Szene ohne eine Bedeutung. Sie spielen eine Art Schattentheater, und wer länger hinsieht, bemerkt, dass sie keine Handlung begehen. Sie stehen in ihren weitausholenden Gesten verharrend, machen Verbeugungen, Kratzfüße, strecken die Arme aus und irgendwann bemerkt man, wie sie sich alle gegenseitig huldigen.

Es sind gutartige Kobolde, die sich ununterbrochen freundlich begrüßen. Sebastian Heiner malt nur große Bilder und malst diese mit den gleichen weitausholenden Gesten, wie sie seine Figuren auf den Bildern ausführen. Ohne Angst trägt er die Farbe auf, und es gelingt ihm immer wieder mit seiner wuchtigen Farbigkeit, die Heiterkeit seiner Themen aufzufangen.

Seine Kunst ist ein Zwischenreich. Ganze Passagen könnten auf eine informelle Malerei hindeuten, wenn dann nicht wieder dieser Fuß oder diese Hand wären. Das Haptische seiner Kunst verschränkt seinen Figuren den Zutritt zur Märchenwelt: Mögen da Alice und Merlin im Traum noch so laut rufen und den Zauberstab schwingen, die Malerei verbietet ihnen, sich in einen Kuchen zu verwandeln.

Die Figuren, die ineinander versinken, sich hintereinander schieben zu einem Kaleidoskop, irgendwie auch gefesselt wirken wie Gulliver, sie werden gehalten von der Wirklichkeit, und die Wirklichkeit dieser Bilder ist die Malerei.

Prof. Klaus Fußmann
1989